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Was bedeutet Lösungsfokus im Coaching?
Über den Lösungfokusierten Ansatz
habe ich im Coachingstudium gelernt und er inspiriert meine Arbeitsweise bis heute. Der Lösungsfokusierte Ansatz hat mich begeistert als ich über die Arbeit von Sozialarbeiter Insoo Kim Berg und Steve de Shazer mit Familien gelesen habe. Die US-Amerikanische Ehepaar gelten als Pioniere des „Solution Focused Approach“ bzw. der Lösungsorientierter Ansatz und Kurzzeittherapie.
Drogenabhängigkeit, Polizeieinsätze, Missbrauch: sie schreiben über zahlreiche schwere Fälle. Dennoch starten sie nicht von dort aus, sie beginnen nicht die Fälle akribisch zu analysieren. Stattdessen fragen sie, was das gemeinsame Ziel ist, woran man arbeiten könnte. “Ihnen wäre es natürlich auch am liebsten, uns (das Jugendamt) und die Polizei so schnell wie möglich loszuwerden. Was müssen wir dafür tun, damit das passiert?” Es ist fantastisch, dass es auch in scheinbar unlösbaren Fällen einen Spielraum gibt, in dem man sich weiterbewegen kann! Diese Richtung schlage ich auch in meiner Arbeit gerne ein.
Lösungsorientierte Tools eignen sich für die zielgerichtete, effiziente und ressourcenorientierte Arbeit mit Klienten und Klientinnen in Coaching, Training, Beratung und Moderation. Nicht das Problem, sondern die Arbeit an Lösungen stehtim Vordergrund.
Lösungen oder Probleme? Lösungsfokus in der Praxis
Ich beginne meistens mit Lösungsfokussierten Fragen (z.B.“Was möchten Sie erreichen?”), aber manchmal funktionieren sie nicht und werden mit Unverständnis empfangen. Manchen ist es sehr wichtig über das Problem reden zu können. Dann höre ich der Person zu und bin auch auf das Problem neugierig. Ich starte von dort aus, wo sie sich befinden, von wo aus sie starten wollen.
Ich höre was funktioniert, was der andere bereits getan hat. Und vor allem erkenne ich an, dass die gegebene Situation nicht zufällig so ist, wie sie ist. Bei dem, was die Person zustande gebracht hat, hat sie bereits allesin ihrer Macht stehende getan. Nur hat sie vielleicht bisher bewährte Methoden in einer neuen Situation angewandt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Problem durch Verbundenheit eine ganz andere Qualität bekommt. Und es bietet ein Modell dafür, was für ein Verhältnis der Klient:In zu sich selbst hat: Wenn ich jemanden samt seiner Schwierigkeiten akzeptiere und das feiere, was er getan hat und tun möchte, dann wird er das mit sich selbst auch leichter tun können. Gleichzeitig denke ich, dass es schwierig ist, aus Defiziten und dem Fokus auf Mängel Kraft zu schöpfen und weiterzuziehen. Es gibt Situationen, in denen es (noch) zu gewagt wäre, die Tür Richtung Möglichkeiten zu öffnen. Meine Verbindung zu Klienten bedeutet, dass ich nichts anderes will, als sie: Nicht meine Vision bestimmt, wohin man gehen muss. So starten wir dort und schreiten in einem Tempo voran, das ihnen gut tut.
Fallbeispiel: das Problem könnte ein anderes sein
Ein Klient hat mich aufgesucht, weil seine Beziehung sehr schlecht lief und er herausfinden wollte, wie es weitergehen sollte. Er war unruhig, unzufrieden und ratlos. Wir haben angefangen zu ermitteln, wonach er sich tief in seinem Herzen wirklich sehnt. Er ist schließlich draufgekommen, dass sein Problem eigentlich ganz wo anders lag, alser dachte. In Wahrheit wollte er sich nämlich beruflich verändern und seine Beziehung stellt eigentlich eine Kraftquellefür ihn dar, wenn er mit seiner Partnerin klar über seine Ziele und Bestrebungen sprechen kann. Er war überrascht, wieviel er bereits geschafft hat, wenn er die Sache so betrachtete. Sein inneres Bild hat sich verwandelt und somit auchseine Welt draußen. Er hat seinen frustrierenden Job als Kellner gekündigt und sich für eine Schulung für alternative Heilkunde angemeldet, was sein Herzenswunsch war. Seine Partnerin hat ihn in allem unterstützt. Sie musste er nichtverlassen, damit seine Welt heimeliger wurde. Im Gegenteil, sie konnten ihre Beziehung auf eine neue Ebene bringen, indem er seinen Wunsch verwirklichen konnte.
Die ersehnte Hoffnung
Wir lassen die ersehnte Hoffnung räumlich und bildlich erscheinen. Manchmal verbringen wir eine ganze Coachingeinheit damit, über die Kraftressourcen des Kunden zu reden. Ich lege eine Tafel auf den Tisch und wirerstellen eine „Ressourcenkarte“ mit verschiedenen Figuren. Hier können alle erdenkbaren, mystischen oderspirituellen Wesen vorkommen, auch innere Eigenschaften, Gegenstände – alles, was hilft, unterstützt und Kraft gibt. Diese Kraftquellen bieten einen sicheren Hintergrund, der sogar in Situationen, in denen es jemandem nur noch ums pure Überleben geht, hilft neue Handlungsmöglichkeiten zu finden.
Erlebnis- und Handlungsorientierung im Coaching
Ich wecke gerne die Aufmerksamkeit meiner Klienten und Klientinnen bezüglich ihrer tiefsten Wünsche, mit den Mitteln des Erlebnislernens: sich physisch ausdrücken und Emotionen mit einbringen. Die erste Antwort isthäufig oberflächlich, weil aus der eigener Sozialisierung kommt: „ich will erfolgreicher werden”. Aber werfen wireinen Blick dahinter. Warum eigentlich? Was steckt dahinter? In einem Raum, der Freiheiten zulässt, erscheint zum Beispiel die Sehnsucht nach Akzeptanz, nach Liebe, nach Kreativität und Wertschöpfung.
entribe:r
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