Macht, bestimmender Faktor in Organisationen

7. April 2023
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Florian Bauernfeind

Das Thema “Macht” ist etwas kontrovers und wird bei der Betrachtung von Organisationen zu oft ausgeblendet.

Wenn wir von Macht sprechen, geht es um die Beschreibung von Beziehungen verschiedener Akteur:innen und deren Machtverhältnissen zueinander.

Hier ein paar Aussagen zur Begriffsklärung und Anregung:

  • Macht ist die Fähigkeit, Einfluss auf andere Menschen, Entscheidungen und Handlungen zu nehmen.
  • Macht ist nicht per se gut oder schlecht.
  • Wer Macht hat, bestimmt.
  • Wer die Wahl hat, hat Macht.
  • Nur wer Macht hat, kann Macht teilen.
  • Macht bringt Verantwortung.
  • Wer seine Macht nicht teilt, kann keine Mitverantwortung von anderen erwarten.

In Organisationen und Unternehmen gibt es verschiedene Formen von Macht, die von Personen oder Gruppen bewusst oder oft unbewusst ausgeübt werden und große Wirkung auf das System haben. Hier sind einige Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Formelle/strukturelle Macht:

  • Mitbestimmung und Entscheidungsfindung gesetzlich oder in Satzungen, Geschäftsordnungen und Gesellschaftsverträgen geregelt.
  • Offizielle Kreise oder Gremien deren Mitglieder als Organ gemeinsam legitimiert sind Entscheidungen zu treffen.
  • Delegierte Macht: Macht, die von Personen ausgeübt wird, die von einer Gruppe als Repräsentant:in gewählt wurde und entsprechende Kompetenzen als Teil ihrer Rolle übertragen bekommen hat.
  • Hierarchische Macht: Dies ist die Macht, die z.B. von Führungskräften oder Leitungen ausgeübt wird, die in einer Hierarchie über anderen stehen und entsprechende Entscheidungsdomänen haben.

Informelle Macht, hat auch Wirkung:

  • Status
    • Seniorität gibt jenen mehr Macht, die bereits vorher als Wegbereiter:innen da waren. Das kommt daher, dass dieser Umstand von anderen anerkannt wird. (Gründer*innen, Quelle)
    • Expert:innenmacht: Diese informelle Macht kommt von der Einschätzung anderer, dass sie als Experten betrachtet werden und deshalb ihre Meinungen und Empfehlungen vertrauenswürdig(er) oder gewichtiger sind.
  • Macht durch persönliche Abhängigkeiten
    • Eine Kollegin hat gegenüber ihrer Vorgesetzten Macht, wenn diese besondere Fähigkeiten hat und nicht (leicht) ersetzbar ist, damit steigt ihr Einfluss.
    • Jemand die/der von der Beurteilung und Wohlwollen eines Vorgesetzten abhängig ist, um beruflich weiter zu kommen
  • Macht durch Koalitionen
    • tun sich mehrere Akteur:innen oder Gruppen für ein gemeinsames Anliegen zusammen, steigt ihre gemeinsame Macht gegenüber anderen.
  • Macht durch Öffentlichkeit:
    • Zugang zu einer großen Öffentlichkeit, und auch die Fähigkeiten/Mitteln hat um”Meinung zu machen”
  • Mehrheiten:
    • Die Meinung und der Wille einer Mehrheit, gibt ihnen jedenfalls auch informell Macht. Im Ernstfall droht sogar eine physische Überlegenheit, das wirkt vielleicht auch im Unterbewusstsein der Beteiligten.

machtdynamik Organisation

Ein ungesundes Ungleichgewicht entsteht, wenn eine Seite schlimmere/teuerere/schmerzhaftere Konsequenzen befürchten muss, also viel zu verlieren hat, im schlimmsten Fall der anderen Seite ausgeliefert ist, und daher mit der eigenen Wahrheit eher zurückhält.

  • Arbeitsplatz
  • Karrierechancen
  • Ansehen / Status
  • Privilegien
  • Aufenthaltserlaubnis (Visa/Greencard)
  • Wählerstimmen

Es wird riskanter und unwahrscheinlicher, dass diese Personen sich mit unbequemen Meinungen entgegen derer von denen sie abhängig sind zu Wort melden, selbst wenn es den gemeinsamen Zielen dienen würde.

Um Organisationen zukunftssicher, “nachsteuerbarer” aber auch humaner zu machen, empfehlen wir die Machtverhältnisse strukturell so zu gestalten und möglichst auch verbindlich zu verankern, damit Macht nicht einseitig von einzelnen Akteur:innen oder Organen wirken kann, sondern immer auch bottom-up Kanäle zugesichert sind. Daher empfehlen wir Organisationsmodelle wie Soziokratie um Mitbestimmung im Betrieb zu regeln.

Damit die Einführung demokratischer Elemente oder idealerweise eine umfassende Einführung von Soziokratie als Organisationsmodell gelingen kann, ist es unbedingt nötig, bestehende Machtverhältnisse (informelle und formelle) zu analysieren. Im besten Fall wird Mitbestimmung natürlich immer schon vor Gründung eines Unternehmens geregelt. Eine Rechtsform die sich hervorragend dazu eignet ist die Genossenschaft in Kombination mit Soziokratie.

en:tribe begleitet dein Unternehmen, dein Team und all jene die Macht teilen möchten, dabei diesen Prozess sicher und sorgsam zu begehen.


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